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Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden. […]

Dein großes Ziel im Krieg soll der Sieg sein und kein langwieriger Feldzug. So kann es heißen, daß der Anführer der Armeen der Schiedsrichter über das Schicksal des Volkes ist; der Mann, von dem es abhängt, ob die Nation in Frieden oder in Gefahr lebt. […]

In all deinen Schlachten zu kämpfen und zu siegen ist nicht die größte Leistung. Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen. In der praktischen Kriegskunst ist es das Beste überhaut, das Land des Feindes heil und intakt einzunehmen; es zu zerschmettern und zu zerstören ist nicht so gut. […]

Der kluge Anführer unterwirft die Trupen des Feindes ohne Kampf; er nimmt seine Städte, ohne sie zu belagern; er besiegt sein Königreich ohne langwierige Operationen im Felde. Er wendet sich mit seinen Truppen gegen den Machthaber im feindlichen Königreich, und sein Triumph wird vollkommen sein, ohne daß er einen Mann verliert. Dies ist die Methode, mit einer Kriegslist anzugreifen, indem man das Schwert in der Scheide läßt. […]

Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen. […]

Der vollendete Anführer hütet das Gesetz der Moral und achtet streng auf Methode und Disziplin; so liegt es in seiner Macht den Erfolg zu bestimmen. […]

Wer also das Geschick besitzt, den Feind in Atem zu halten, baut Täuschungen auf, die den Feind zum Handeln veranlassen. Er opfert etwas, damit der Feind danach greift. Indem er Köder auslegt, hält er ihn in Bewegung und mit einer Truppe Schwerbewaffneter lauert er ihm auf. […]

Der geschickte Angreifer fährt aus den höchsten Höhen des Himmels hernieder, denn so macht er es dem Feind unmöglichm sich gegen ihn zu wappnen. Aus diesem Grund muß er genau die Stellen angreifen, die der Feind nicht verteidigen kann… […]

Oh, die göttliche Kunst der Geschicklichkeit und Verstohlenheit! Durch sie lernen wir, unsichtbar zu sein, durch sie sind wir unhörbar, und damit halten wir das Schicksal des Feindes in unserer Hand. […]

Die Stelle, an der wir kämpfen wollen, darf nicht bekannt werden, damit der Feind sich an mehreren Stellen auf Angriffe vorbereiten muß; so sind seine Truppen in viele Richtungen verstreut, und die Anzahl derer, denen wir an jedem dieser Punkte gegenüberstehen, wird verhältnismäßig niedrig sein. […]

Wenn der Feind uns zahlenmäßig überlegen ist, können wir ihn am Kampf hindern. Versuche, seine Pläne aufzudecken und zu erkennen, wie erfolgversprechend sie sind. Reize ihn, und ergründe das seiner Aktivität oder Inaktivität zugrunde liegende Prinzip. Zwinge ihn, sich Blößen zu geben, damit du seine verwundbaren Stellen findest. Vergleiche die gegnerische Armee sorgfältig mit deiner eigenen, damit du erkennst, wo ein Übermaß an Kräften herrscht und wo sie fehlen. […]

© Sun Tsu - The Art Of War